Ein wichtiger Teil der Familienforschung ist für mich Geschichte. Wenn man die Ahnenforschung im historischen Kontext sieht, kann man sich das Leben seiner Vorfahren viel besser vorstellen.
Daher stelle ich heute eine neue Kategorie vor: Geschichte!

Portrait Josephs II von Georg Decker
Joseph II, Sohn der Kaiserin Maria Theresia und seit 1765 Mitregent, übernahm mit dem Tod seiner Mutter im Jahr 1780 die Alleinherrschaft.
Er führte eine Vielzahl an Reformen durch, unter anderem folgende:
- Mit dem „Untertanenpatent“ vom 1.11.1781 hob er die Leibeigenschaft der Bauern auf, die von nun an frei ihren Wohnort wechseln, ohne Zustimmung ihres Grundherrn heiraten und einen Beruf ergreifen durften.
- Mit dem „Ehepatent“ vom 16.1.1783 führte Joseph II die Zivilehe ein, wodurch zumindest theoretisch Scheidungen und Wiederverheiratungen möglich wurden.
- Mit der „Neuverordnung der Seelsorge“ wurde festgelegt, dass niemand weiter als eine Stunde von seiner Pfarrkirche entfernt sein soll. Es wurde eine Vielzahl an neuen Pfarren errichtet, die von Weltpriestern (staatlich ausgebildeten Priestern) betreut werden sollten. Gleichzeitig wurden auch die Grenzen der Bistümer neu festgelegt.
Diese drei Maßnahmen führen dazu, dass in der Ahnenforschung die Jahre 1783/1784 eine besondere Herausforderung darstellen können. Durch die neu gewonnene Bewegungsfreiheit sowie die Neuordnung der Pfarrsprengel kann es vorkommen, dass man eine Ahnenlinie in diesem Zeitraum verliert. Im besten Fall findet man diese in einer Nachbarpfarre wieder. In meiner persönlichen Forschung gibt es ein paar Vorfahren, deren Spur ich bisher nicht wiedergefunden habe. Aber ich liebe Herausforderungen!