Kirchenbuch-Latein, Lektion eins – Einführung

Kirchenbücher waren früher oft in Latein geschrieben. Das mag für einige abschreckend klingen, ist aber tatsächlich auch für Nicht-Lateiner kein großes Hindernis, wenn man ein paar Grundvokabeln kennt.
In der Folge möchte ich euch an einem Beispiel einige solcher Vokabeln erläutern.
Johann Adam Übelbacher wurde am 10.6.1738 in Kilb geboren. Sein Taufeintrag im Kirchenbuch der Pfarre Kilb (hier der link) sieht so aus:

Quelle: Diözese St.Pölten, Pfarre Kilb, Taufbuch 1722-1744, Signatur 01/02, folio 63, Copyright Diözesanarchiv St.Pölten

Hier steht (Abkürzungen oder Variationen in der Schreibweise schreibe ich hier richtig/voll aus, um die Nachvollziehbarkeit zu erleichtern.):

Baptisatus est Johannes Adamus filius legitimes des Simon Übelbacher et Sophia uxoris zu Kylb. Levante Andrea Schwager von Heinrichsberg

Für Nicht-Lateiner hier ein paar Grundvokabeln zum besseren Verständnis:

  • Baptisatus/Baptizatus est (bei Frauen/Mädchen baptisata est) heißt nichts anderes als „getauft wurde“.
  • Filius legitimus: ehelicher Sohn; für Frauen/Mädchen wäre dies filia legitima – eheliche Tochter
 Nicht schwer zu erraten in diesem Zusammenhang: Filius illegitimus bzw. filia illegitima ist dann natürlich der uneheliche Sohn bzw. die uneheliche Tochter
  • Uxor ist die Ehefrau (uxoris der Genitiv dazu)
  • Levante: aus der Taufe hebend, unter der Patenschaft von (levans ist der Taufpate/die Taufpatin)

Hier wurde also Johann Adam, ehelicher Sohn des Simon Übelbacher und seiner Ehefrau Sophia in Kilb geboren. Seine Taufpatin Andrea Schwager war aus Heinrichsberg.

Gerade bei Orten ist es manchmal schwierig, den Namen zu entziffern. Auch hier konnte ich den Ort vorerst nicht lesen. Ein guter Tipp in diesem Zusammenhang ist, in Matricula die Beschreibung der Gemeinde zu lesen, die oft bei Pfarren enthalten ist, da die Taufpaten ja oft Nachbarn oder nahe wohnende Freunde der Eltern waren.

Gemeindebeschreibung Kilb:

Oft findet man hier einen Ort, der zum Schriftbild im Taufeintrag passt.
Ein hervorragendes Ortsverzeichnis, das mir auch schon oft weitergeholfen hat, findet sich bei Genteam: Ortsverzeichnis in Genteam. Hier ist nur eine (kostenlose) Registrierung erforderlich.

Zurück zu unserem Beispiel: Johann Adam starb nur wenige Tage später am 22.06.1738. Sein Sterbeeintrag findet sich ebenfalls in der Pfarre Kilb (unter diesem link):

Quelle: Diözese St. Pölten, Pfarre Kilo, Sterbebuch 1722-1744, Signatur 03/02, folio 32, Copyright Diözesanarchiv St.Pölten

Der Sterbeeintrag lautet:

„Sepultus est Johannes Adamus, filius Simonis Übelbacher et Sophia uxoris zu Kylb. Aetatis 13 Tage“

Hier wieder das relavante Vokabular dazu:

  • Sepultus est / Sepulta est: gestorben ist
  • Aetatis: des Alters

Johann Adam Übelbacher starb also im Alter von 13 Tagen. In späteren Sterbebüchern findet man auch die Todesursache sowie den Friedhof, wo die verstorbene Person begraben wurde.

Ein sehr ausführliches Familienforschungs-Glossar habe ich auf der Homepage des Oberösterreichischen Landesarchivs gefunden.

Lasst euch übrigens von meinem hier ausgewählten Beispiel nicht abschrecken, Kirchenbücher sind nicht immer in Latein verfasst. Vor allem die späteren, wo man ja mit der Forschung beginnt, sind in Deutsch.

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