Wolfgang Bayer – Schullehrer in Böhmen im 18. Jahrhundert

Heute möchte ich einen Ausflug ins Habsburger-Kronland Böhmen machen, um den Urgroßvater meines angeheirateten Urgroßonkels vorzustellen: Wolfgang Bayer.

Wolfgang Bayer wurde am 12.5.1736 in Neumark (Vseruby) in Böhmen geboren. Seine Eltern waren Sigismund Bayer und Eva Rosina, geborene Kauerl. Sigismund Bayer war Kantor (Vorsänger oder Chorleiter im Gottesdienst). Wolfgang Bayer war das fünfte Kind der Familie, er hatte vier Schwestern und vier Brüder.

1024px Liebscher Vseruby

Bild: „Ansicht von Všeruby“ von Karel Liebscher (1851-1906), Public Domain über Wikimedia Commons

Neumark/Všeruby u Kdyne /Wscherau

Neumark ist ein Ort in Tschechien, etwa einen Kilometer von der Grenze zu Bayern entfernt. Weiterlesen

Paul Wiesinger, befugter Musikus und Hundezüchter in Linz

Linzer Becken

„Das Becken von Linz mit der Landeshauptstadt“ von Eduard Zetsche (1844-1927) aus dem Buch „Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild“, Band Oberösterreich und Salzburg, Wien 1886, Seite 17

Mein Ur-Ur-Urgroßonkel 4. Grades Paul Wiesinger wurde am 28.6.1832 (um 1/4 über 4 Uhr) in Linz, in der Pfarre St. Mathias, als Sohn der ledigen Hausbesitzerstochter Josepha Wiesinger geboren.
Im Taufeintrag ist kein Vater angeführt, interessant ist aber der Taufpate, Philipp Klimitsch, „Braumeister in Auhof 1“, zu dem ich eigentlich sonst keine Verbindung finden konnte – ist der Taufpater vielleicht ein Hinweis auf den Vater?
Auhof ist übrigens ein Schloss in Linz, das sich im Besitz der Starhemberger befand. Das Brauhaus dürfte im Jahr 1832 verpachtet gewesen sein, es wurde im Jahr 1900 abgerissen (Quelle: Wikipedia, Eintrag Schloß Aufhof (Linz)) Weiterlesen

Michael Stangerer, Schiffsreiter

Heute möchte ich Euch meinen Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Urgroßvater, Michael Stangerer, vorstellen. Er lebte im 18.Jahrhundert und hatte den Beruf eines Schiffsreiters.
Bis ich diesen Post geschrieben habe, konnte ich mir darunter eigentlich nichts vorstellen, aber jetzt weiß ich, dass ein Schiffsreiter ein anstrengendes Leben führte.

Michael Stangerer wurde am 7.5.1712 unter den Taufnamen Johann als Sohn von Georg und Eva (Mädchenname unbekannt) Stangerer geboren, die beide in Perg, Oberösterreich, „in den Judenleüthen“ gewohnt haben.

Die Adresse „In den Judenleuthen“ kommt übrigens vermutlich vom Begriff „jugent“, der Jungwald bedeutet – es ist also ein „Abhang beim Jungwald“.

Am 22.9.1740 heiratete er mit 27 Jahren Rosalia Rüttner, 45jährige Witwe nach Simon Rüttner, eines Nachbars (Einwohners) zu St.Johann bei Grafenwörth an der Donau in Niederösterreich.

(Transkription: „allhier, Michael derzeit zu Stockerau ein SchiffReuther deß Georg Stangerer, sel. in den Judenleüthen auß der Pfarre Perg, Eva dessen Ehewirthin noch im Leben beider ehelich erzeugt hinterlasster Sohn mit Rosalia deß Simon Rüttner gewester Nachbar zu St. Johanns hinterlasstene Wittib“)

Durch diesen Hochzeitsantrag habe ich einige wichtige Informationen über Michael Stangerer erhalten:  Zum Zeitpunkt der Hochzeit war Georg Stangerer, der Vater des Bräutigams bereits verstorben („selig“ lt. Kirchenbuch). Der Beruf des Bräutigams ist angegeben mit „Schiffsreuther“ zu Stockerau (Niederösterreich). Interessant sind auch die Trauzeugen des Bräutigams, Gabriel Hann und Hannß (Hans) Walleneder, die beide „Schiffsleut“ in Stockerau waren.

Einige Kirchenbücher der Pfarre Grafenwörth haben übrigens einen sehr ausführlichen Index mit allen Informationen, die ein Arbeiten in dieser Pfarre sehr leicht machen:

Donauschifffahrt im 18. Jahrhundert

St. Johann lag vor der Regulierung der Donau direkt am Fluß und war einerseits ein Umschlagplatz für Waren aller Art sowie ein Rastplatz für Donauschiffer.

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Joseph Prankl, Schmied in Gaming

Gaming liegt am Fuß des Ötschers im Mostviertel in Niederösterreich an der Eisenstraße. Seit dem 16 Jahrhundert war die Eisenstraße eine der wichtigsten Stätten für Eisenerzeugung und Verarbeitung. Folglich entstanden in der Gegend viele große Hammerherrenhäuser der schwarzen Grafen, aber auch viele kleinere Hammerwerke.

Durch die napoleonischen Kriege wurde die Region jedoch vom Handel sowie von technologischen Neuerungen abgeschottet und konnte folglich mit der internationalen Konkurrenz nicht mehr mithalten. Auch die Infrastruktur der Gegend erwies sich als unzureichend.

Mein Vorfahr, Joseph Prankl, war ein Huf- und Nagelschmiedmeister, der sich in Gaming ansiedelte. Er war mit Anna Maria (geb. Eder) aus Purgstall verheiratet und hatte mit ihr 16 Kinder, von denen zumindest fünf die Kindheit nicht überlebten. Die Kinder wurden im Zeitraum 1795-1814 in Gaming geboren.

In der Wiener Zeitung im Mai 1813 wurde über Joseph Prankl folgendes verkündet:

 

Aus dem Artikel geht hervor, dass das Haus von Joseph Prankl mit der Adresse Hofstadt in der Au Nr. 7, welches er erst zwei Jahre zuvor gebaut hatte („aber von außen noch nicht angeworfen“), zur Versteigerung angeboten wurde.
Das Haus hatte zu ebener Erde zwei Zimmer, eine geräumige Küche, eine Speis und einen Keller. Im ersten Stock gab es fünf ausgebaute und zwei unausgebaute Zimmer sowie eine Küche.
Es gab einen Stall für 2 Pferde und 3 Kühe, einen geräumigen Stadel. Neben dem Haus stand ein Schmied- und Hammergebäude mit einen Zerren-, Streck- und Hufschmiedfeuer.

Joseph Prankl versuchte in Gaming als Schmied Fuß zu fassen, kam jedoch genau in die geschilderte Zeit des wirtschaftlichen Abschwunges der Region hinein. Durch den Hausbau scheint er sich übernommen zu haben und konnte seine Schulden nicht mehr begleichen.

Bisher konnte ich leider weder herausfinden, woher Joseph Prankl gekommen ist, noch weiß ich, was nach der Zwangsversteigerung seines Hauses aus ihm und seiner Frau geworden ist. Eine der Sackgassen, die ich noch genauer erforschen muss!

Zwei seiner Kinder, Johann und Michael, sind in die nahegelegene Ortschaft Gresten gezogen und waren hier Hammerschmiede.