Woran starben unsere Vorfahren? Wassersucht

Woran starben unsere Vorfahren? Wassersucht

Eine Todesursache, die mir immer wieder unterkommt bei der Ahnenforschung, ist die Wassersucht.

Was steckt hinter der Bezeichnung „Wassersucht“?

Im folgenden versuche ich, die Wassersucht im historischen Kontext zu erläutern, um zu verstehen, wie unsere Vorfahren diese Krankheit wahrgenommen haben. Dazu habe ich einige historische medizinische Bücher gefunden:

Einleitend bietet Meyers Konversationslexikon folgende Definition (1): Weiterlesen

1866 – Preußische Soldaten bringen die Cholera nach Paasdorf (Niederösterreich)

1866 – Preußische Soldaten bringen die Cholera nach Paasdorf (Niederösterreich)

1866 – Einmarsch der Preußen in Niederösterreich

Im preußisch-österreichischen Krieg im Jahr 1866 ging es um die Vorherrschaft im Deutschen Bund. Nachdem die Preußen die österreichischen Truppen am 3. Juli 1866 bei Königgrätz besiegt haben, drangen sie ins nördliche Niederösterreich vor und besetzten Teile des Weinviertels. Der Krieg endete mit einem Waffenstillstand am 22. Juli 1866, dem „Frieden von Prag“. Bis 12. August zogen die preußischen Truppen aus Österreich wieder ab.(2)

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Bild: Prinz Friedrich Karl befehligt preußische Truppen, Künstler unbekannt, Public Domain über Wikimedia Commons

Während des Preußisch-Österreichischen Kriegs brach die Cholera im preußischen Heer aus und kostete 3139 Soldaten das Leben. Durch den Einmarsch in Niederösterreich brachten die preußischen Soldaten die Cholera auch ins Weinviertel.
Die neue freie Presse berichtete am 2. September 1866 Folgendes: Weiterlesen

Wolfgang Bayer – Schullehrer in Böhmen im 18. Jahrhundert

Heute möchte ich einen Ausflug ins Habsburger-Kronland Böhmen machen, um den Urgroßvater meines angeheirateten Urgroßonkels vorzustellen: Wolfgang Bayer.

Wolfgang Bayer wurde am 12.5.1736 in Neumark (Vseruby) in Böhmen geboren. Seine Eltern waren Sigismund Bayer und Eva Rosina, geborene Kauerl. Sigismund Bayer war Kantor (Vorsänger oder Chorleiter im Gottesdienst). Wolfgang Bayer war das fünfte Kind der Familie, er hatte vier Schwestern und vier Brüder.

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Bild: „Ansicht von Všeruby“ von Karel Liebscher (1851-1906), Public Domain über Wikimedia Commons

Neumark/Všeruby u Kdyne /Wscherau

Neumark ist ein Ort in Tschechien, etwa einen Kilometer von der Grenze zu Bayern entfernt. Weiterlesen

Woran starben unsere Vorfahren? Blattern

Woran starben unsere Vorfahren? Blattern

Was sind die Blattern? Diese Frage beantwortet Meyers Kleines-Konversationslexikon aus dem Jahr 1909 folgendermaßen:

Pocken (Blattern, Menschenpocken, Variola), ansteckende Erkrankung mit Hautausschlag, wird von einem noch unbekanntem Lebewesen verursacht (Sporozoon?). Verschiedenartige Lebensernergie (Virulenz) desselben Erregers verursacht verschiedene Formen; so erklärt sich Verschiedenheit der Blattern (Variola) und der Kuhpocken (Vaccina, Milchblattern). Ein an Kuhpocken oder Variola andererseits erkrankt gewesener Organismus ist für die andre Krankheit unempfänglich; hierauf beruht die Kuhpockenimpfung.“ (1)

Blattern in meiner Familie

In meinem Stammbaum starben mehrere kleine Kinder an Blattern:

  • Andreas Petz aus Höbersbrunn (Niederösterreich), 02.12.1793 – 10.08.1796 (2,5 Jahre alt)
  • Sein Bruder Franz Petz aus Höbersbrunn, 27.11.1795 – 15.08.1796 (33 Wochen alt)
  • Georg Bayer aus Neumark/Vseruby (Böhmen), 02.05.1784 – 03.04.1785 (11 Monate alt)
  • Karl Artner aus Dürnstein (Niederösterreich), 08.01.1803 – 26.03.1806 (3 Jahre alt)

1796 Sterbebuch Höbersbrunn Petz

Quelle: Erzdiözese Wien, Pfarre Höbersbrunn, Sterbebuch 1784-1865, Signatur 03-01, Folio 32 über Matricula Online

 Blattern – Seuche im 18. Jahrhundert

Die Pocken gewannen im 18. Jahrhundert als gefährliche Seuche an Bedeutung.

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Woran starben unsere Vorfahren? Fraisen

Woran starben unsere Vorfahren? Fraisen

„Da krieg’ i ja die Pockerlfras!“

Diese Redewendung kennt man vielleicht noch. Es bedeutet, dass man sich stark aufregt und vor Wut zu zittern beginnt.

In dem Wort „Pockerlfras“ steckt die Bezeichnung für eine Todesursache, auf die vor allem der Tod von Säuglingen in früheren Jahrhunderten zurückgeführt werden kann: die Fraisen (oft auch als Fraißen, Frasen oder Freisen bezeichnet).

Herkunft der Bezeichnung

Das Wort stammt vom mittelhochdeutschen „vreise“, was Angst, Wut oder Schrecken bedeutet. (1)
(„Pockerl“ ist übrigens eine alte Bezeichnung für den Truthahn.)

Fraisen wurde als Überbegriff für alle Kinderkrankheiten mit Krämpfen verwendet. (2)

Krankheitsbild und Ursache

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Die Schlacht bei Dürnstein – Kriegschrecken für meine Vorfahren

Am 11.11.1805 fand in Loiben und Dürnstein in der Wachau eine große Schlacht der Napoleonischen Kriege statt. Und meine Ur-Ur-Ur-Urgroßtante Barbara Artner wohnte damals in Dürnstein („Thirrnstein“). Grund genug, um dieses Kapitel der Geschichte und die schlimmen Auswirkungen für die Bevölkerung von Loiben und Dürnstein genauer zu erforschen. Weiterlesen

Paul Wiesinger, befugter Musikus und Hundezüchter in Linz

Linzer Becken

„Das Becken von Linz mit der Landeshauptstadt“ von Eduard Zetsche (1844-1927) aus dem Buch „Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild“, Band Oberösterreich und Salzburg, Wien 1886, Seite 17

Mein Ur-Ur-Urgroßonkel 4. Grades Paul Wiesinger wurde am 28.6.1832 (um 1/4 über 4 Uhr) in Linz, in der Pfarre St. Mathias, als Sohn der ledigen Hausbesitzerstochter Josepha Wiesinger geboren.
Im Taufeintrag ist kein Vater angeführt, interessant ist aber der Taufpate, Philipp Klimitsch, „Braumeister in Auhof 1“, zu dem ich eigentlich sonst keine Verbindung finden konnte – ist der Taufpater vielleicht ein Hinweis auf den Vater?
Auhof ist übrigens ein Schloss in Linz, das sich im Besitz der Starhemberger befand. Das Brauhaus dürfte im Jahr 1832 verpachtet gewesen sein, es wurde im Jahr 1900 abgerissen (Quelle: Wikipedia, Eintrag Schloß Aufhof (Linz)) Weiterlesen

Michael Stangerer, Schiffsreiter

Heute möchte ich Euch meinen Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Urgroßvater, Michael Stangerer, vorstellen. Er lebte im 18.Jahrhundert und hatte den Beruf eines Schiffsreiters.
Bis ich diesen Post geschrieben habe, konnte ich mir darunter eigentlich nichts vorstellen, aber jetzt weiß ich, dass ein Schiffsreiter ein anstrengendes Leben führte.

Michael Stangerer wurde am 7.5.1712 unter den Taufnamen Johann als Sohn von Georg und Eva (Mädchenname unbekannt) Stangerer geboren, die beide in Perg, Oberösterreich, „in den Judenleüthen“ gewohnt haben.

Die Adresse „In den Judenleuthen“ kommt übrigens vermutlich vom Begriff „jugent“, der Jungwald bedeutet – es ist also ein „Abhang beim Jungwald“.

Am 22.9.1740 heiratete er mit 27 Jahren Rosalia Rüttner, 45jährige Witwe nach Simon Rüttner, eines Nachbars (Einwohners) zu St.Johann bei Grafenwörth an der Donau in Niederösterreich.

(Transkription: „allhier, Michael derzeit zu Stockerau ein SchiffReuther deß Georg Stangerer, sel. in den Judenleüthen auß der Pfarre Perg, Eva dessen Ehewirthin noch im Leben beider ehelich erzeugt hinterlasster Sohn mit Rosalia deß Simon Rüttner gewester Nachbar zu St. Johanns hinterlasstene Wittib“)

Durch diesen Hochzeitsantrag habe ich einige wichtige Informationen über Michael Stangerer erhalten:  Zum Zeitpunkt der Hochzeit war Georg Stangerer, der Vater des Bräutigams bereits verstorben („selig“ lt. Kirchenbuch). Der Beruf des Bräutigams ist angegeben mit „Schiffsreuther“ zu Stockerau (Niederösterreich). Interessant sind auch die Trauzeugen des Bräutigams, Gabriel Hann und Hannß (Hans) Walleneder, die beide „Schiffsleut“ in Stockerau waren.

Einige Kirchenbücher der Pfarre Grafenwörth haben übrigens einen sehr ausführlichen Index mit allen Informationen, die ein Arbeiten in dieser Pfarre sehr leicht machen:

Donauschifffahrt im 18. Jahrhundert

St. Johann lag vor der Regulierung der Donau direkt am Fluß und war einerseits ein Umschlagplatz für Waren aller Art sowie ein Rastplatz für Donauschiffer.

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Woran starben unsere Vorfahren? Todesarten in der Genealogie

Woran starben unsere Vorfahren? Todesarten in der Genealogie

Das ist der Start einer neuen Serie, die sich mit den Todesarten in früheren Zeiten beschäftigt. Die Liste der Todesursachen in Kirchenbüchern ist lang und vielfältig. Es sind viele Begriffe und Namen von Krankheiten, mit welchen man heutzutage nicht mehr viel anfangen kann. Daneben gibt es Einzelschicksale, Epidemien und Unfälle.
(Transkript: Abzehrung, Entkräftung, Karharfieber, Brandblattern)

Altersschwäche

Heute fange ich mit einer in meiner Ahnenreihe „zum Glück“ häufigen Todesart an, der Altersschwäche. In Kirchenbüchern findet sich auch der Begriff „Marasmus senilis“, welcher den geistigen und körperlichen Abbau im hohen Alter bezeichnet.
Aber ab welchem Alter war man „alt“? Wie hoch war die Lebenserwartung in den vorigen Jahrhunderten?

Diese Tabelle zeigt die Lebenserwartung von Männern und Frauen im Alter von 60 Jahren im Laufe der Zeit an und läßt daher die hohe Säuglingssterblichkeit unberücksichtigt. Während also 1868 Männer und Frauen im Durchschnitt etwas über 70 wurden, sind es heutzutage schon 10-15 Jahre mehr. Wie auf Wien.at zu lesen, ist, waren im Jahr 1856 in Wien nur 0,7% älter als 75 Jahre.

Ich kann keine seriöse statistische Auswertung meiner Familienforschung präsentieren, daher gebe ich einige besondere Beispiele von Vorfahren, die ein bemerkenswertes Alter erreichten und an Altersschwäche starben:

  • Auch über Leopoldine Hetzendorfer (geb. Hofbauer) habe ich hier schon berichtet. Sie verstarb nach einem ereignisreichen Leben mit 88 Jahren im Jahr 1943. Ihre Tochter Walburga wurde sogar 91 Jahre.
  • Veit Putschögel wurde im Jahr 1707 geboren und wurde für damalige Zeiten enorme 90 Jahre alt.
  • Mathias Schindl war 88, als er im Jahr 1829 an Altersschwäche verstarb.
    (Transkript: Name des Verstorbenen: Mathias Schindl, Ausnehmer, katholisch, männlich, Lebensalter: 88 Jahre, Krankheit und Todesart: an Altersschwäche)

  • Magdalena Petz (geb. Weinmayr) verstarb 86jährig im Jahr 1888
    (Transskript: Petz Magdalena, geb. Weimayer, geb. v. Paasdorf, Witwe hier“, 86 Jahre, Aktersschwäche lt. Beschauzettel No. 7)

  • Katharina Schmölz starb im Jahr 1950 mit 95 Jahren.Bildschirmfoto 2017-03-30 um 18.56.42

Wie alt waren eure Vorfahren? Welche außergewöhnlichen Todesursachen habt ihr in eurer Forschung entdeckt?

Joseph Prankl, Schmied in Gaming

Gaming liegt am Fuß des Ötschers im Mostviertel in Niederösterreich an der Eisenstraße. Seit dem 16 Jahrhundert war die Eisenstraße eine der wichtigsten Stätten für Eisenerzeugung und Verarbeitung. Folglich entstanden in der Gegend viele große Hammerherrenhäuser der schwarzen Grafen, aber auch viele kleinere Hammerwerke.

Durch die napoleonischen Kriege wurde die Region jedoch vom Handel sowie von technologischen Neuerungen abgeschottet und konnte folglich mit der internationalen Konkurrenz nicht mehr mithalten. Auch die Infrastruktur der Gegend erwies sich als unzureichend.

Mein Vorfahr, Joseph Prankl, war ein Huf- und Nagelschmiedmeister, der sich in Gaming ansiedelte. Er war mit Anna Maria (geb. Eder) aus Purgstall verheiratet und hatte mit ihr 16 Kinder, von denen zumindest fünf die Kindheit nicht überlebten. Die Kinder wurden im Zeitraum 1795-1814 in Gaming geboren.

In der Wiener Zeitung im Mai 1813 wurde über Joseph Prankl folgendes verkündet:

 

Aus dem Artikel geht hervor, dass das Haus von Joseph Prankl mit der Adresse Hofstadt in der Au Nr. 7, welches er erst zwei Jahre zuvor gebaut hatte („aber von außen noch nicht angeworfen“), zur Versteigerung angeboten wurde.
Das Haus hatte zu ebener Erde zwei Zimmer, eine geräumige Küche, eine Speis und einen Keller. Im ersten Stock gab es fünf ausgebaute und zwei unausgebaute Zimmer sowie eine Küche.
Es gab einen Stall für 2 Pferde und 3 Kühe, einen geräumigen Stadel. Neben dem Haus stand ein Schmied- und Hammergebäude mit einen Zerren-, Streck- und Hufschmiedfeuer.

Joseph Prankl versuchte in Gaming als Schmied Fuß zu fassen, kam jedoch genau in die geschilderte Zeit des wirtschaftlichen Abschwunges der Region hinein. Durch den Hausbau scheint er sich übernommen zu haben und konnte seine Schulden nicht mehr begleichen.

Bisher konnte ich leider weder herausfinden, woher Joseph Prankl gekommen ist, noch weiß ich, was nach der Zwangsversteigerung seines Hauses aus ihm und seiner Frau geworden ist. Eine der Sackgassen, die ich noch genauer erforschen muss!

Zwei seiner Kinder, Johann und Michael, sind in die nahegelegene Ortschaft Gresten gezogen und waren hier Hammerschmiede.

Geschichte und Genealogie in Österreich – Maria Theresia (1717-1780)

Geschichte und Genealogie in Österreich – Maria Theresia (1717-1780)

Vor 300 Jahren, am 13.5.1717 wurde Maria Theresia in Wien geboren, die als Vertreterin des aufgeklärten Absolutismus sowie als eine der bekanntesten Habsburger in die Geschichte eingegangen ist.

Im Jahr 1736 wurde sie mit Franz Stephan von Lothringen vermählt. Maria Theresia gebahr 16 Kinder, von denen 10 die Kindheit überlebten.

Nach dem Tod ihres Vaters, Karl VI in 1740 übernahm Maria Theresia die Regentschaft. (Sie war streng rechtlich gesehen nie Kaiserin von Österreich, wurde aber doch auch offiziell so bezeichnet.)

Die ersten Jahre ihrer Regentschaft waren vom Österreichischen Erbfolgekrieg, der defacto ganz Europa betraf, geprägt (1740-1748).

Während ihrer Regentschaft wurden zahlreiche Reformen umgesetzt. Einige dieser Reformen hatten deutliche Auswirkungen auf das tägliche Leben unserer Vorfahren:

  • Die Kaiserin führte eine Reform der Staatsfinanzen durch, die die Einführung einer einheitlichen und übersichtlichen Einkommensteuer für alle Untertanen vorsah und damit die Steuerpriviliegien des Adels und des Klerus beendeten. Folgende Steuern waren zu leisten (1 Gulden = 60 Kreuzer):
    (Quelle: „Felix Austria“ von  Stephan Vajda, publiziert 1980 Verlag Carl Überreuther)

    • Knechte: 4 Kreutzer
    • Taglöhner: 12 Kreutzer
    • Bauern: 48 Kreutzer
    • Handwerker: 1-3 Gulden
    • Grundherren: 200-400 Gulden, in Abhängigkeit von der Größe des Besitzes
    • Bischöfe: 600 Gulden(Zum Vergleich: ein Essen kostete ungefähr 12 Kreutzer, wie hier beschrieben)
  • Maria Theresia führte auch das erste Papiergeld in Österreich ein.
  • Im Jahr 1770 wurde eine neue Häusernummerierung in Wien abgeschlossen, weitere Städte folgten.

Außerdem wurde unter Maria Theresia im Jahr 1754 die erste Volkszählung in Österreich durchgeführt, die als „Seelenbeschreibung“ bezeichnet wurde. Diese Volkszählung umfasste 17.437.181 Einwohner der Monarchie. Auch das erste Grundbuch, ein Häuserverzeichnis wurde 1770 erstmals in der österreichischen Geschichte erstellt.

Maria Theresia starb am 29.11.1780 in Wien.

Für mehr Informationen über das Leben Maria Thresias empfehle ich diesen link.

1783/84 – Verlorene Spur

Ein wichtiger Teil der Familienforschung ist für mich Geschichte. Wenn man die Ahnenforschung im historischen Kontext sieht, kann man sich das Leben seiner Vorfahren viel besser vorstellen.
Daher stelle ich heute eine neue Kategorie vor: Geschichte!

Portrait Josephs II von Georg Decker

Portrait Josephs II von Georg Decker

Joseph II, Sohn der Kaiserin Maria Theresia und seit 1765 Mitregent, übernahm mit dem Tod seiner Mutter im Jahr 1780 die Alleinherrschaft.
Er führte eine Vielzahl an Reformen durch, unter anderem folgende:

  • Mit dem „Untertanenpatent“ vom 1.11.1781 hob er die Leibeigenschaft der Bauern auf, die von nun an frei ihren Wohnort wechseln, ohne Zustimmung ihres Grundherrn heiraten und einen Beruf ergreifen durften.
  • Mit dem „Ehepatent“ vom 16.1.1783 führte Joseph II die Zivilehe ein, wodurch zumindest theoretisch Scheidungen und Wiederverheiratungen möglich wurden.
  • Mit der „Neuverordnung der Seelsorge“ wurde festgelegt, dass niemand weiter als eine Stunde von seiner Pfarrkirche entfernt sein soll. Es wurde eine Vielzahl an neuen Pfarren errichtet, die von Weltpriestern (staatlich ausgebildeten Priestern) betreut werden sollten. Gleichzeitig wurden auch die Grenzen der Bistümer neu festgelegt.

Diese drei Maßnahmen führen dazu, dass in der Ahnenforschung die Jahre 1783/1784 eine besondere Herausforderung darstellen können. Durch die neu gewonnene Bewegungsfreiheit sowie die Neuordnung der Pfarrsprengel kann es vorkommen, dass man eine Ahnenlinie in diesem Zeitraum verliert. Im besten Fall findet man diese in einer Nachbarpfarre wieder. In meiner persönlichen Forschung gibt es ein paar Vorfahren, deren Spur ich bisher nicht wiedergefunden habe. Aber ich liebe Herausforderungen!