Verlassenschaftsakten haben zwar einen traurigen Anlass, bieten jedoch für Forscher mehrere Ansatzpunkte.
Um Verlassenschaftsakten zu finden, benötigt man jedenfalls das Sterbedatum und den Sterbeort einer Person. Damit kann man in einem ersten Schritt das zuständige Bezirksgericht in Österreich und damit das zuständige Archiv ermitteln.
Viele meiner Vorfahren stammen aus Niederösterreich. Deren Verlassenschaftsakten liegen also im NÖ Landesarchiv, im Außendepot in Bad Pirawarth. Hier findet ihr die Öffnungszeiten und die genaue Adresse.
Als ich das erste Mal in dieses Archiv gefahren bin, wußte ich nicht genau, was ich erwarten kann und ob ich überhaupt etwas finden würde. Aber beim Verlassen des Archivs hatte ich 10 Verlassenschaftsakten meiner Vorfahren gefunden – es war ein äußerst erfolgreicher Besuch!
Verlassenschaftsakten bestehen aus mehreren Teilen. Jedenfalls enthalten sie immer die „Todfalls-Aufnahme“. Dafür gibt es meist vorgedruckte Formulare, die vom zuständigen Notar ausgefüllt wurden.
Die Todfalls-Aufnahme beginnt mit den persönlichen Angaben zum Verstorbenen. Neben Name und Beruf werden folgende Angaben gemacht:
Danach folgt ein Abschnitt über großjährige oder minderjährige Nachkommen.
Diese bisherigen Abschnitte können jedenfalls für Forscher wesentliche Informationen enthalten. Bei den Nachkommen sind in den meisten Fällen (soweit es bei Aufnahme der Daten bekannt war) auch der Wohnort der Nachkommen sowie der Name nach Verehelichung von Töchtern enthalten. Das sind Daten, die einem über „Da komm ich nicht mehr weiter“-Punkte hinweghelfen können, da man sie in Kirchenbüchern manchmal gar nicht so leicht findet!
Im nächsten Abschnitt wird das Vermögen des Verstorbenen behandelt:
Im Beispiel: „gestorben ohne Vermögen, Leibeskleider wertlos“
(Ja, die Unterlagen sind oft in Kurrent. 🤔)
Bei vermögenslosen Verstorbenen endet der Akt dann meist mit Anmerkungen des Notars.
Falls jedoch ein Vermögen vorhanden war, gibt es weitere spannende Unterlagen. Es werden die Grundbuchsnummern von Grundbesitz angeführt, die man als Forscher über den NÖ Atlas wiederfinden kann. Dann folgen möglicherweise vorhandene Testamente, Einantwortungsurkunden, Niederschriften und Beschlüsse, die einem durchaus weitere Einblicke in die Familiengeschichte gönnen.
Auf solchen Urkunden befinden sich auch die Unterschriften der Erbberechtigten. Für mich ist es unheimlich faszinierend, Originalpapiere in der Hand zu halten, die meine Vorfahren vor langer Zeit ebenfalls in der Hand hatten.
Das älteste Dokument, das ich im NÖ Landesarchiv in Bad Pirawarth gefunden habe, ist übrigens aus 1852.